Landwirtschaftliche betriebe und weinkeller

 

Beginnen wir unsere “Reise” bei den Tätigkeiten im Weinberg und im Weinkeller. Gaio (mein Vater hier als Kind) begleitet uns und zeigt, wie er diese Tätigkeiten seit dem Kindesalter nach den Anweisungen seines Vaters und seiner Großeltern mütterlicherseits (hundertjährig)ausgeführt hat.  

Gaio beim Rebschneiden

 

Die bereits entlaubte Weinrebe wird zwischen Dezember und Februar geschnitten. Mit besonderer Sorgfalt werden die alten Reblinge geschnitten und es bleiben nur die neuen zurück. Die älteren Weinstöckchen werden sehr eng in Spalierform entsprechend der Tradition am Ätna geschnitten; die neuen, wieder eingesetzten Reblinge folgen dem Guyot-System. Dieses ermöglicht niedrige Erträge mit bestem Verhältnis Traube/Blatt ohne Notwendigkeit, später ein Ausdichten vornehmen zu müssen.

 

 

Gaio beim Umhacken

 

den Weinberg zu belüften verbessert die Kultur, erhält das Wasser im Grund und lässt die im Boden vorhandenen Mikroorganismen leben. Händisches Umhacken, das Auflockern mit der Jäthacke, das Pflügen und Umstechen sind allesamt wichtige Tätigkeiten, die mehrmals im Jahr durchzuführen sind.

 

Die Weingärten sind sehr steinig und schwer zu bearbeiten. So mussten zu Beginn dieses Jahrhunderts einige der Gärten mit Rindern, andere mit Maultieren bearbeitet werden.

 

Der Einsatz von Pferden war eher selten. Heute sind es Traktoren und Motorhackmaschinen, welche die Arbeit ungemein erleichtern. Es ist nur wichtig, die Tätigkeiten zu den jeweils richtigen Zeiten durchzuführen: gleich ob die Furchen tief oder nur wenig  tief gezogen werden, unersetzbar bleibt auch weiterhin die Verfeinerung durch händische Arbeit.

 

Wir bewahren zahlreiche alte Hackmaschinen, Geräte zum Aufzäumen der Tiere sowie die ursprünglichen Stallungen mit Futterstellen aus Lavagestein. Wir verfügen auch über eine sog. “Mannora” (Stall) für Schafe und Ziegen.

 

Tiere lieferten früher den Kompost, den man ab und an in den Weingärten zur natürlichen Düngung verwendet.  

 

Gaio gibt Schwefel mit Kaffeekanne und Grünspan mit händisch zu bediender Pumpe


Reblaus, Mehltau und falscher Mehltau sind drei Krankheiten der Weinrebe, die entweder durch die Milbe oder durch Pilze entstehen und einst von den Amerikanern eingeschleppt wurden, als diese mit Dampfschiffen in Ablösung der Segelschiffe und Äquatorrouten die Reisestrecken verkürzten und damit die „natürliche Quarantäne“ überschritten wurde.


Die Umgebung rund um den Ätna ist dank der nächtlichen Kälte und dem vulkanischen Untergrund für die Reblaus ungeeignet. Dies ermöglicht viele ungepfropfte Weinreben sowie die Möglichkeit zur Wiedereinsetzung ohne amerikanischem Wurzelstock…. Wir haben das gemacht! … Auswahl des besten Pflanzenmaterials aus dem eigenen Weinberg (Massalé) und ungepfropfte Weinreben bilden die Basis von mehr als 50% der Wiederanpflanzungen.


Der Mehltau oder das „weiße Übel“ ist ein Pilz, der den Weinstock befällt indem es die Blätter kräuseln lässt bis diese schließlich abfallen. Damit werden die Trauben beschädigt, die sich verformen und aufreißen. Auf dem Ätna wird dieser Pilz seit Generationen durch die Zugabe von Schwefel mit der Kaffeekanne bekämpft: besser auf dem Boden und in geringen Mengen… hier darf man nicht übertreiben! Die Weinsorten Nerello Mascalese, Minnella und Carricante werden von diesem Schädling wenig, der Nerello Cappuccio hingegen sehr häufig befallen …


Der falsche Mehltau befällt die Blätter (die absterben und abfallen), die Schösslinge und Trauben (die vertrocknen) und verbreitet sich nach dem Regen… die 10er-Regel sagt uns, dass es dazu mindestens 10 mm Niederschlag, 10° C an Temperatur und 10 cm Schösslinge braucht. Daher sind wir stets vorsichtig und geben unseren Weinbergen ab und an Grünspan in kleinen Mengen. ….einst wurde dieser mit Pumpen gegeben, die am Rücken getragen und mit einem mit dieser verbundenen Stahlröhrchen händisch verteilt wurde …

 

Gaio reißt Unkraut aus

 

im Sommer konkurriert das Unkraut mit der Weinrebe um Wasser…… wenn auch nicht in übertriebener Weise, aber dennoch lieben auch wir es, das überschüssige Unkraut zu entfernen…dies geschieht händisch, mit der Hacke und mit einem patentierten Stammputzer, der den Stamm der Reben nicht verletzt. Von besonderer Bedeutung sind die Pflege der Pflanze sowie die Überwachung ihres vegetativen Zyklus und schließlich gilt es, ungünstige Bedingungen für ihr Gedeihen zu vermeiden.

 

Gaio bei der Weinlese

 

Gaio erkennt den Zeitpunkt der Weinlese seit Kindesjahren am Duft der Weingärten und Brummen der Wespen und Bienen.

 

Heute führen wir Analysen zur Bestimmung der Weinlesezeit durch. Aber wie Sie sich vorstellen können, stimmen die so gewonnenen Ergebnisse stets mit den einst in Verwendung stehenden, antiken und unwissenschaftlichen Methoden überein.

 

In der Regel beginnt die Weinernte mit der vollständig gereiften Traube Mitte Oktober.

 

Die Trauben werden mit der Hand geerntet und in kleine Körbe gegeben.

Dies wird mit besonderer Sorgfalt gemacht, um die Trauben nicht zu zerdrücken, damit diese unversehrt in den Weinkeller gelangen.

 

 

Gaio bringt Wein in den Keller

 

die Trauben sind unverzüglich zum Abbeeren und Keltern in den Keller zu bringen. Die Körbe wurden einst vom lokalen Handwerk aus Weiden hergestellt und auf dem Rücken bis zur Kelterwanne aus Lavagestein getragen.

Da es keine Straßen gab, befanden sich in den Weingärten hunderte von Kelterwannen, die im Oktober von Menschen geradezu wimmelten. Wenn Sie uns besuchen kommen und interessiert sind, fragen Sie uns um eine Führung. Es ist dies eine schöne Erfahrung aus Sicht der industriellen Archäologie.

Gaio beim Keltern

 

früher wurden die Weintrauben mit den Füßen in den antiken Kelterwannen aus Lavagestein gestampft.

Die Verarbeitung erforderte spezialisierte Weinleser, die für viele Stunden die Beeren zerkleinerten.

Die Gesänge der Menschen begleiteten diesen wichtigen Verarbeitungsprozess.  

Die sich in Fermentation befindenden Traubenkämme sind aufgrund ihrer Tanninzufuhr nicht besonders erwünscht.

 

Hier am Ätna verholzen die Traubenkämme nicht vollständig. Heute wie auch früher versuchen wir die Trauben mit besonderer Sorgfalt zu keltern und in mittel-kleinen Wannen fermentieren zu lassen.

 

All dies geschieht zugunsten einer delikaten Auflösung der Phenole und der Farbe.

Das zahlreiche Umpumpen erlaubt kurze, aber vollständige Einweichzeiten. Der inzwischen weiße und ausgeschöpfte Trester wird in die Brennerei geschickt oder in den Weinbergen verwendet.

 

In der Variante des “Rosé” – dem “Pista e mutta” – wird der Kontakt Schale Most nur für kurze Zeit erhalten. Wir bevorzugen die natürlichen Gärungen und dies ist eine natürliche Folge unserer Philosophie im Weinbau mit  möglichst geringstem Einsatz von Schwefel und Kupfer sowie chemischen Produkten im Allgemeinen.

Die Gärungen bei uns werden mit Erfahrung und Fachwissen je nach Weinsorte, Alter sowie Jahrgang durchgeführt.

 

Gaio mit Fass

 

geduldig warten… die Reifung ermöglicht es dem Wein, besser und trinkbereit zu werden. Nach der malolaktischen Fermentation wird der Wein in großen Eichenfässern sowie im Barrique (für die kleinen Partien) gelagert. Während der langen Lagerzeiten ermöglichen die Kühle, die hygrometrischen Bedingungen sowie die Transpiration des Holzes den Weinen ihre Farbe zu festigen, die Substanzen abzulegen, die Tannine geschmeidiger zu machen und den Bodensatz feiner zu machen; all diese Faktoren tragen also dazu bei, dass der Wein sich selbst sowie den Jahrgang zum Ausdruck bringen kann.

Auf die vorgenannte Prozedur folgen zahlreiche Verkostungen, oft gemeinsam mit den Kunden, die unseren Betrieb besuchen und unterschiedlich oft je nach Rebstock, Weinweg (Contrada) und Jahrgang.

Der in das Lavagestein gehauene, unterirdische Keller schafft einzigartige klimatische Bedingungen.

 

Gaio mit Flaschen

 

… wenn Sie denken, dass die Verfeinerung im Holzfass endet …. Dann täuschen Sie sich! Wenn der Wein fertig ist, gelangt er in die Flasche. Wenig Schwefelzusatz erlaubt einen gewissen Schutz ohne dabei jedoch die Trinkbarkeit und den Genuss zu beeinträchtigen. Der Einsatz von Kohlendioxid erlaubt uns, Korkengeruch weitgehend zu vermeiden. … aber für den eben erst abgefüllten Wein beginnt ein neuer Prozess … die Verfeinerung in der Glasflasche. Wenig Beachtung findet diese eigentlich so wichtige Prozessphase, die zur definitiven Entfaltung dieses wunderbaren Getränks beiträgt. Je nach Jahrgang und Weinsorte verfolgen wir mit Aufmerksamkeit diesen Schritt. Dabei bemühen wir uns darum,  Weine auf den Markt zu bringen, die auch diesen delikaten Entwicklungsprozess zur Gänze durchlaufen haben.